Venedig – Eine Stadt wird zu Bildern. Venezia 2004 Im Herbst 2004 bekomme ich vom Istituto Svizzero di Roma einen Aufenthalt von zwei Monaten in Venedig. Das Istituto Svizzero gibt Schweizer Künstlern die Möglichkeit, sich mit der Lagunenstadt künstlerisch auseinanderzusetzen. Es war klar, dass ich kein Interesse am monumentalen Venedig haben konnte, fotografisch gesehen. Weil ich von der Reportagefotografie komme, brauche ich für meine Motive eine gewisse Leidenschaft, um die jeweilige Stimmung wiederzugeben. Es brauchte Zeit, um in den Rhythmus Venedigs einzutreten, um in den Gassen der Stadt Bilder zu ergattern, welche die unglaubliche Stimmung Venedigs wiedergaben. Zu Fuss fand ich ein Venedig voller abstrakter Bilder. Schon immer bin ich von den Spiegelungen im Wasser fasziniert.
Was immer sich spiegelt im Wasser, es eröffnet dem Betrachter eine andere Welt. Der Blick auf den Boden, die Oberfläche des Wassers, welches grosszügig etwas Surreales zurückspiegelt. Wenn der Blickwinkel und das Licht ändern, kombiniert sich die Realität in einem anderen Raum. Das Bild enthüllt die momentane Realität, doch das konkrete Objekt scheint nicht zu existieren.
Aus dieser Erkenntnis beginnt meine Recherche, Venedig zu erkunden. Hier ein Kanal, ein paar Häuser und viele Gondeln, immer begleitet und umrandet von ihren Reflexen im Wasser. Diese Bilder, immer ein bisschen bewegt und verschwommen von den Wellen, werden zu abstrakter Realität. Diese Abstraktionen lassen einen die grosse Ruhe Venedigs spüren. In dieser Stille enthüllen die Bilder die Stimmen der Personen, ihre Schritte, den Motor eines Schiffes, oder einfach nur das Wasser, das sich je nach Kraft der Wellen bewegt. Meine Fotografien sind auf Zehenspitzen realisiert, um keinen Lärm zu machen, um das Geschehen dieser abstrakten Realitäten nicht zu stören. Die Bilder sind fragil, zufällig und momentan. Sie besitzen ein Eigenleben. Die fotografierten Objekte standen an jenen Orten schon bereit, manchmal in äusserst frecher Position und ihr einziger Kommentar kam von kleinen und kleinsten Wellen des Wassers in Bewegung. Während meiner Recherche habe ich den Atem Venedigs gespürt und bin eingetaucht in die Energie der Stadt.
Martina Villiger |